Berg- und Talfahrt der Gefühle
Theater - In der ausverkauften Komödie «Achterbahn» gab es viele Überraschungen TV-Star Bongartz beherrscht die leisen Töne

Mit der «Achterbahn» des Franko-Tunesiers Eric Assous begaben sich die Zuschauer im ausverkauften Kemptener Stadttheater auf eine Berg- und Talfahrt der Gefühle. Der Spaß gefiel ihnen sehr, sie lachten belustigt immer wieder und klatschten am Ende ausgiebig, wenn auch nicht gerade enthusiastisch.

Die Komödie ist raffiniert gebaut und verrät bis zum Schluss nicht, wohin die Reise wirklich geht. Eine noch recht attraktive junge Dame und ein in die Jahre gekommener älterer Herr ergehen sich nach Pariser Façon über die Liebe im allgemeinen, über das Kräfteverhältnis zwischen Mann und Frau und vor allem über ihre persönlichen Beziehungen.

Dabei ziehen sie sich wechselweise an, stoßen sich wieder ab und kommen scheinbar an kein Ende. Sie hat es faustdick hinter den Ohren, spielt mit dem selbstbewussten, aber unterschwellig unsicheren Mann Katz und Maus und ändert fortwährend ihre Position. Es geht bergauf und bergab. Mal ist sie das scheue Mädchen vom Lande, mal die enthemmte Edelnutte und schließlich sogar so etwas wie eine moralische Instanz. Die im Theater waren, wissen um des Rätsels Lösung.

Die «Komödie im Bayerischen Hof» kam mit dem heiklen Zweipersonenstück gut zurecht. Der erfahrene Bühnenbildner Thomas Pekny schuf eine gepflegte Kulisse in stimmungsvollen matten Grau-Blau-Tönen. Gepflegt, in der Manier eines Salonstückes, ist auch die Inszenierung von Michael Wedekind. Die Gefühlsübergänge von der Berg- zur Talfahrt und umgekehrt, setzt Wedekind behutsam um. Es gibt keine Brüche und keine albernen Übertreibungen. Die Dialoge werden nicht verschliffen. Allerdings sind die beiden Schauspieler Susanne Schäfer und Peter Bongartz gehobene Klasse und wachsen mühelos in ihre Rollen hinein.

Vorschuss-Beifall

Bongartz als vertrauter Fernsehstar wurde vom Publikum gleich beim ersten Auftritt mit Vorschuss-Beifall gegrüßt. Die Demonstration später Liebeslust ist seine Stärke nicht, wohl aber der Umgang mit dem empfindlichen, hintersinnigen Text.

Er versteht sich auf den Wortwitz, auf halb verdeckte Ironie. Er verschenkt kein Bonbon, beherrscht vor allem die eher leisen Töne, die beiläufigen Bemerkungen.

Susanne Schäfer ist eine ideale Partnerin, eine rätselhaft-schillernde junge Dame. Während der Berg- und Talfahrt der Gefühle zaubert sie immer neue Nuancen aus ihrer Rolle. Vor allem beherrscht sie das Spiel mit dem Mann. Keine dominante Frau, aber eine, die unaufdringlich zu führen weiß. So eben, wie es im wirklichen Leben mitunter vorkommen mag.

Allgäuer Zeitung, 15.01.2010
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