Neusäß Dass man(n) sich schon genau anschauen sollte, welche Dame nach ausgedehntem Bar-Aufenthalt als schnelle Eroberung in die Wohnung mitgenommen wird, führt die Komödie „Achterbahn“ von Eric Assous schön deutlich vor Augen. In deren Inszenierung in der fast ausverkauften Stadthalle Neusäß schlüpfte Peter Bongartz in die Rolle des allzu unbedarften Möchtegern-Seitenspringers Pierre. Dieser glaubt die Abwesenheit von Gattin und Sohn für ein nettes erotisches Abenteuer mit der aparten und viel jüngeren Juliette (Susanne Schäfer) nutzen zu können. Dumm nur, dass die flotte Brünette den graumelierten „Kavalier“ recht schnell als „Ehemann, der noch im Amt ist“, durchschaut und ihrerseits die Regie des weiteren Verlaufs übernimmt. Wie Peter Bongartz und Susanne Schäfer sich in diesem Zweipersonen-Stück voller gepfefferter Dialoge gegenseitig die Bälle zuwarfen, demonstrierte große Klasse und virtuose Beherrschung des schauspielerischen Handwerks. Die kurzweilige Produktion der Komödie im Bayerischen Hof (Regie Michael Wedekind, Bühne Thomas Pekny) karikierte auf den Spuren einer schmissigen Vorlage männliche und weibliche Schwächen mehr liebevoll als gehässig. Mal scheues Mädchen, mal Luxus-Callgirl Peter Bongartz als Lebemann mit lockerer Haltung zu Treue und Aufrichtigkeit spielte mit zunehmend mitleiderweckender Leidensmiene glaubwürdig den rasch entlarvten Fremdgänger, während Susanne Schäfer als Juliette in immer neuen Rollenbildern glänzte. Erst tarnt sich Juliette nämlich als zurückhaltendes Mädchen, dann als Luxus-Callgirl, schließlich als Journalistin, die notorische Ehebrecher zu erforschen hat, und zuletzt als im Auftrag der Ehefrau agierende Detektivin. Das feine Darsteller-Duo dieser schwungvollen Komödie, die sogar mit einem überraschenden Ende hinsichtlich der wahren Identität Juliettes aufwartet, wurde mit verdienten Beifallsstürmen belohnt. Thomas Niedermair Augsbuger Allgemeine, 02.02.2010