Irritation statt Eroberung
In der Komödie im Bayerischen Hof wagt Peter Bongartz einen Seitensprung – und erlebt eine Gefühls- "Achterbahn"

Pierre (Peter Bongartz) weiß nicht, was die Frau (Susanne Schäfer) wirklich von ihm will.

Ein kleines amouröses Abenteuer zwischen einem verheirateten älteren Herrn und einer jungen Frau – warum nicht? Aber dann läuft alles ganz anders, als Pierre sich das vorgestellt hat, und seine Gefühle fahren "Achterbahn". Das Stück des Franzosen Eric Assous hat heute in der Komödie im Bayerischen Hof Premiere. Das ungleiche Paar spielen Susanne Schäfer und Peter Bongartz.

AZ: Herr Bongartz, Pierre fällt von einer Überraschung in die nächste, denn die Frau ist nicht, was sie scheint.

PETER BONGARTZ: Sie hat ihn angemacht, das schmeichelt einem älteren Mann. Aber sie hat irgendwas Rätselhaftes. Doch wie Männer nun mal sind – ja nicht die Hellsten –, meinen sie, alles im Griff zu haben. Und wenn sie nicht weiterwissen, greifen sie zum Glas. Dann kommt der berühmte totale Blackout – und sie sind aus dem Schneider.

Pierre weiß auch nach dem Blackout noch lange nicht, welches Spiel die Frau spielt.

Es geht nicht um Eroberung, sondern um Irritation, da bleibt immer ein Geheimnis. Es sind zwei Menschen mit Niveau, dadurch wird die Frau aufgewertet. Es ist ein schönes Spiel der leisen Töne.

Die Uraufführung hat in Paris Alain Delon gespielt.

Ich bin in Deutschland schon öfter der Delon für Arme gewesen, wenn ich seine Rollen nachgespielt habe. Aber hier hat die Frau die bessere Rolle.

Sie haben mit Susanne Schäfer schon zwei Filme gedreht.

Alain Delon hatte natürlich als Partnerin so ein Model-Püppchen, das kam für uns nicht in die Tüte. Auch die Frauen müssen sich wiedererkennen können. Und dieses Stück geht nur mit einer Partnerin, die keine Boulevard-Schauspielerin ist, sondern das richtig ernst nimmt. Susanne Schäfer, die Schwester der Sängerin Christine Schäfer, ist die Richtige. Sie hat viel Humor. Bei einem Zwei-Personen-Stück ist der Partner wichtig, denn man verbringt auf Tournee viel Lebenszeit miteinander. Ich bin kein fanatischer Schauspieler, es muss Spaß machen.

Sie haben seit Anfang der 70er Jahre fast ausschließlich Film und Fernsehen gemacht.

Ich war nur eineinhalb Jahre fest am Theater. Ich halte das nicht aus, wenn alle immer um sich kreisen und sich alles nur um diesen Beruf dreht. Deshalb mache ich so gerne Fernsehen, da macht jeder seinen Dreh und dann ist’s vorbei. Ich wollte eigentlich gar nicht wieder Theater spielen. So viele abgehalfterte Filmschauspieler gehen auf den Theatertrip und behaupten, sie kehrten an ihre Wurzeln zurück. Bei mir war das Zufall: Vor zehn Jahren bot man mir "Enigma" von Eric-Emmanuel Schmitt an. Das war so ein gutes Stück und hat mir so viel Freude gemacht, dass ich dann auch Schmitts "Kleine Eheverbrechen" gespielt habe. Im Grunde ist das für mich ein Hobby. Ich mach’ es aus Freude und muss keine Familie damit ernähren.

Das ist eine abgeklärte Haltung in einem Beruf, in dem es viele Eitelkeiten gibt.

Ich hatte das Glück, mein Hobby zum Beruf zu machen und habe das nicht als selbstverständlich genommen. Meine Frau ist Anwältin, und wir haben uns keinen Druck gemacht. Manche meinen, ich nähme die Schauspielerei gar nicht ernst. Aber Leute, die zuviel machen, haben tote Augen. Und auf dem Bildschirm müssen die Augen reden. Ich hatte ’ne schöne Fernsehzeit mit Regisseuren der alten Garde wie Franz-Peter Wirth. Natürlich kam manchmal auch Mist raus.

Von Societyrummel und Publicity halten Sie sich fern.

Ich kann das nicht, ich finde das so doof. Manchmal muss ich das, um einen Film zu promoten. Aber ich gehe auch nicht zu Beckmann: Ich rede gern Dönkes, aber wenn’s ans Eingemachte geht – nee! Als mir mal ein Garderobier die Schuhe zubinden wollte und ich abwehrte, sagte der beleidigt: "Es gibt eben keine Stars mehr. Herrn Rühmann durfte ich noch die Schuhe zubinden."
 
Gabriella Lorenz

Komödie im Bayerischen Hof, bis 8. Mai, Tel.29161633

Abendzeitung, 16.03.2010

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