Peter Bongartz und Susanne Schäfer
Und die Venusfalle schnappte zu
Das turbulente Zwei-Personen-Stück riss das Publikum mit.

Bad Berleburg. (vg) Das Publikum schüttete sich aus vor Lachen, klopfte sich auf die Schenkel, schmunzelte und rieb sich vergnügt die Augen. Doch schon sollte der nächste Lacher gleich wieder im Halse stecken bleiben. Denn das, was der Bühnen- und Filmschauspieler Peter Bongartz und seine Schauspielkollegin Susanne Schäfer am Donnerstagabend im Berleburger Bürgerhaus auf die Bühne brachten, war zweifelsohne ein wahrer Psycho-Krimi. Und so wurde denn auch der deutsche Titel des Zwei-Personen-Stückes "Achterbahn" – im Original von Eric Assous als "Les montagnes russes" verfasst – sprichwörtlich zum Thema des Abends.

In der Komödie 'Achterbahn' im Bad Berleburger Bürgerhaus zog am Donnerstagabend Susanne Schäfer als Venusfalle alle Register und setzte ihrem Schauspiel-Kollegen Peter Bongartz nach allen weiblichen Regeln der Kunst zu. (SZ-Foto: Dr. Volker Gastreich)

Zunächst begann alles ganz harmlos: Ein in die Jahre gekommener, mittelständischer Geschäftsmann und verheirateter Familienvater (Peter Bongartz) hat in einer Bar eine überaus attraktive, aber sehr viel jüngere Dame (Susanne Schäfer) kennengelernt und mit zu sich nach Hause genommen. In seinem Wohnzimmer näherten sich die beiden über Gespräche an. Doch bald musste sich der Mann mit den graumelierten Schläfen wundern: Wen nur hat er sich da ins Haus geholt?

Susanne Schäfer nämlich zog als seltsame Fremde an diesem Abend alle Register. Sie lockte ihren männlichen Gegenspieler dabei zunächst auf ganz weiblichraffinierte, schüchterne Art und Weise und wehrte dann seine offensichtlichen Offerten und markanten Sprüche mit gekonnten Seitenhieben ab. Selbst die scheinbar in Stein gemeißelte Aussage seinerseits "Ich ziehe es vor, an mich zu glauben!" löste sich in ihrer beiläufigen Entgegnung "Durch Sie schnellt mein IQ in die Höhe" rasant in Nichts auf.
 
Schon wurde die Fremde auf zwei Bilder an der Wand aufmerksam: "Ihr Sohn? Ist der süß!" – "Mein Sohn ist nicht süß, der ist schön. Das ist ein Unterschied." – "Und die Frau daneben?" – "Das ist seine Mutter." – "Lieben Sie Ihre Frau?" – "Ob ich Sie liebe? Das ist eine seltsame Frage."
 
Kaum glaubte der arme Kerl, bei seiner vermeintlichen "Eroberung" einen Schritt weiter gekommen zu sein, versetzte diese ihm einen umso deutlicheren verbalen Schlag und warf ihn auf seinem Erfolgskurs um Meilen zurück. Doch dabei sollte sie es nicht bewenden lassen: Schon konfrontierte die Fremde den armen Tropf mit einer neuen Überraschung, knöpfte sich mit einem Mal ihr Oberteil auf, öffnete die Haare, schlüpfte aus ihren hochhackigen Schühchen und begann damit, sich aufreizend auf seinem Sofa-Sessel zu räkeln. Schon äußerte er stammelnd den Verdacht: "Du bist eine Prostituierte?" Sie konterte: "Bist du jetzt sauer?" Doch auch auf diesen Schrecken hin lockte die Venusfalle erneut. Mit eindeutigen Blicken, hauchender Stimme und geschmeidigen Bewegungen, Gesten und Bemerkungen hielt das Vollweib sein Gegenüber fest im Griff. Als es dann zum vermeintlich "Geschäftlichen" kommen sollte und erste Geldscheine gezückt wurden, folgte die nächste Überraschung: "Glauben Sie wirklich, ich mache das für Geld?", herrschte die Fremde ihren Gastgeber an und war schon wieder dabei, in die nächsten Rolle zu schlüpfen.

Und so ging es weiter, Minute um Minute, Rolle um Rolle. Schon stand die Fremde als strenge Journalistin mit zurückgebundenen Haaren und Brille vor ihm und gab vor, einen Artikel über untreue Ehemänner zu verfassen, dann wieder schmolz auch dieses Schauspiel dahin und wich der Rolle der Kosmetikerin, die im Auftrag der misstrauischen Ehefrau deren Mann einmal auf seine Treue hin testen wolle. Und so schnappte die Venusfalle zu, wieder und immer wieder. Bis sie ihren Gegenpart da hatte, wo sie ihn haben wollte. Bei der Resignation.
 
Am Ende zeigte sie ihr wahres Gesicht, schluchzte, fiel dem Mann ohne Gegenwehr um den Hals und seufzte: "Ich habe einen Vater!" Vor Jahren habe er ihrer Mutter großes Leid angetan, erklärte sie ihm endlich, er habe ihre Mutter geschwängert und danach bedrängt, ihr Kind abzutreiben, und sie dann verlassen. Dieses Kind sei sie. Dafür habe sie nun sich und ihre Mutter rächen wollen, und das sei ihr wohl auch geglückt. Einen Wunsch äußerte sie dann aber doch noch: "Jetzt will ich mit dir Achterbahn fahren!"
 
Der Applaus im voll besetzten Bürgerhaus wollte nicht enden. Nach dieser "Achterbahn" der Gefühle, in der gelacht, gegrübelt, mitgelitten und triumphiert werden durfte, entließen ein über alle Maßen souveräner Peter Bongartz und eine vortreffliche und facettenreiche Susanne Schäfer ihr sichtlich bewegtes Publikum in die kühle Januarnacht.
 
Von Dr. Volker Gastreich

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