Rasant, witzig, überraschend
Das Gastspiel „Achterbahn“ der Komödie im Bayerischen Hof feierte Premiere im E.T.A. Hoffmann-Theater
Bamberg. Diese Komödie ist vor allem eines: ein echter Genuss. Mit Minimalausstattung und Maximal-Wirkung. Ein Mann, eine Frau, ein dezentes Bühnenbild, das ein Wohnzimmer mit angedeuteter Küche zeigt, dazu ein gemeinsam verbrachter Abend. Das war’s. Mehr Zutaten braucht der französische Autor Eric Assous in seiner 2004 uraufgeführten Komödie „Achterbahn“ (Originaltitel: „Les montagnes russes“) nicht.

 
Versteht die Welt und seine neue Bekanntschaft Juliette nicht mehr. Statt eines amourösen Abenteuers erwartet Pierre ein Abend voller emotionaler Achternahn-Fahrten.
Wortwitz und verbale Duelle
So liegt die Komik der äußerlich angenehm ruhigen Komödie (Regie: Michael Wedekind) vor allem im Wortwitz der abwechslungsreichen Dialoge. Wie sich Peter Bongartz als Pierre und Susanne Schäfer in der Rolle der blonden Juliette zwei Stunden lang verbal duellieren, zwischen Sympathie, Anziehung und Ablehnung, das ist nicht nur äußerst unterhaltsam, sondern bleibt bis zum Schluss spannend und nimmt Fahrt auf. Dabei beginnt das Stück alles andere als rasant. Wie bei einer Achterbahnfahrt legt die Geschichte zu Beginn kaum an Tempo zu, stattdessen zuckelt die Handlung die ersten Minuten gemächlich vor sich hin.


Blickt tiefer ins Glas als ins Dekolleté: Fotolinsen-Unternehmer Pierre erlebt in der französischen Komödie "Achterbahn" jede Menge Überraschungen und einen Filmriss.

Von der Bar ins Bett?
Pierre, ein älterer Unternehmer, dessen Sohn und Frau sich im Skiurlaub befinden, hat die wesentlich jüngere Juliette in einer Bar kennen gelernt und sie auf einen Drink in seine Wohnung eingeladen. Dort setzt die Handlung ein. Für Pierre scheint die Sache klar. Erst ein paar Gläser Alkohol und dann gemeinsam ab ins Bett. Aber es kommt anders als geplant. Er muss sich mühen. Dazu wirken die Dialoge ruckelig. Es gibt viele Dopplungen – eine Figur wiederholt die Fragen der anderen und umgekehrt. Doch was man zuerst einer nicht gerade herausragenden Übersetzung oder einem durchschnittlichen Autor zuschreiben mag, ist volle Absicht. Spätestens in dem Moment als Juliette ihre wahre Identität und ansatzweise auch sich selbst enthüllt, hat der Dramaturgie-Waggon den Gipfel der ersten Spannungskurve erreicht und stürzt sich in die erste Talfahrt.

Ab diesem Zeitpunkt entwickelt sich „Achterbahn“ zu einem rasanten Auf und Ab der Emotionen. Eine Entwicklung, die sich in der Handlung widerspiegelt und die auch das Publikum zu spüren bekommt. Gleich Pierre, der durch immer neuere Enthüllungen Juliettes überrascht wird, rattert der Zuschauer mit dem ungleichen Paar von einer Wendung zur nächsten. Dass dem Publikum – trotz rascher Geschwindigkeitswechsel und zahlreicher Plot-Kurven und Loopings – dabei nicht speiübel wird, ist allein dem herausragenden Geschick des Stückeautors zu verdanken. Am Ende gelingt es Assous nicht nur die gesamte Achterbahn-Fahrtstrecke für seine Theater-Fahrgäste rückblickend stringent aufzulösen, sondern das überraschendste und größte Looping kommt, wie bei einer realen Achterbahn-Fahrt, auf den letzten Metern.


Nimmt die gemeinsamen Dialoge auch noch mit einem Diktiergerät auf: Ihre wahre Identität enthüllt Juliette erst ganz zum Schluss.

Charmante Komödie mit ernsthaftem Einschlag
Insgesamt bietet das Stück einen amüsanten Theaterabend, der junge wie ältere Zuschauer bei der Premiere am Samstagabend, 9. Januar, im Großen Haus des E.T.A. Hoffmann-Theaters gleichermaßen überzeugte. So gab es am Ende minutenlangen Schlussapplaus für Peter Bongartz und Susanne Schäfer, die ihre Rollen in der Komödie bravourös, schauspielerisch überzeugend und wundervoll nuanciert gestalteten. In einer charmanten Komödie, die zum Schluss sogar einen ernsten Einschlag erhält.

Dass das Zwei Personen-Stück und Gastspiel der Komödie im Bayerischen Hof dabei auf der Bühne des Großen Hauses gezeigt wurde und nicht, wie sonst bei Stücken mit kleinerer Besetzung üblich, in den Gewölbekeller oder auf die Studiobühne verbannt wurde, erwies sich als kluge Entscheidung. So unterstützte das Bühnenbild von Professor Thomas Pekny das Spielgeschehen atmosphärisch trefflich. Zudem wurde durch die Nutzung der vollen Bühnenbreite, eine gleichzeitig jedoch eingeschränkte Bühnentiefe, die Präsenz der Figuren verstärkt, so dass die beiden Darsteller auf der großen Bühne nie verloren wirkten.

Insgesamt ist Regisseur Michael Wedekind mit „Achterbahn“ eine herausragende Komödien-Inszenierung mit zwei überragenden Schauspielern gelungen. Absolut sehenswert.

Text: bam-info.de, Fotos: Loredana La Rocca

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