Sie liebt die Herausforderung

Sie liebt die Herausforderung
Ein Gespräch mit der Schauspielerin Susanne Schäfer

von Klaus Witzeling

Hamburg - Rasch und lustvoll hat Susanne Schäfer Ja gesagt: zur Einladung des Altonaer Theaters, die Kathrin in Oliver Bukowskis "Gäste" zu spielen. Premiere ist am 29. Januar. Nicht nur die Rolle lockte sie, auch das Wiedersehen mit der Stadt und den alten Kollegen vom Schauspielhaus, wo sie acht Jahre engagiert war. Ulrich Bähnk ist ihr Partner in "Gäste". Auch Jacques Ullrich spielt in Henning Bocks Inszenierung der grotesken Ossi-Tragödie um gnadenlose Anpassung an die gesamtdeutschen Verhältnisse.

Susanne Schäfer war in den vergangenen Jahren viel öfter auf dem Bildschirm präsent als auf der Bühne. Kürzlich spielte sie im TV-Road-Movie "Ein Weihnachtsmärchen" eine Mutter, die ihren kleinen Sohn entführt. Heute abend (ARD 20.15 Uhr) startet sie im Tierabenteuerfilm "Mein Freund, der Wolf" als Biologin Karin Aich ein umstrittenes Umweltprojekt. Es geht um die Auswilderung von Wölfen. "Wir haben in Oberösterreich mit einem wirklichen Rudel halbwilder Wölfe gedreht."

Sie mag Figuren, die sie herausfordern. "Beim Fernsehen geht es selten um existenzielle Erfahrungen." Darum hat sie das Bukowski-Stück angesprungen. "Seine Sprache gefällt mir. Die Kathrin hat auch eine unheimliche Kraft und Konsequenz. Trotz der Liebe zum Pfarrer mag sie ihren Mann, ist von seiner Unterwürfigkeit enttäuscht und geht in den Tod. Ich mag Rollen, die ans Eingemachte gehen."

Die 36 Jahre alte Schauspielerin, die mit ihrem Mann Vitus Zeplichal und dem sechsjährigen Sohn in einem Dorf bei Salzburg lebt, kennt auch diese Dörflerwelt und ihre Alltagsgespräche. "Jeder weiß von jedem alles. Im Stück versuchen die Leute, miteinander zu reden, man hält die Freundlichkeit aufrecht. Darunter brodelt der Abgrund. Darin ist das Stück wahr und ein Sinnbild für die Gesellschaft - nicht nur im Osten."

Lange her, dass Schäfer in Hamburg auf der Bühne stand. Unter Peter Zadek und Michael Bogdanov gehörte sie zum Schauspielhaus-Ensemble, gab Ophelia und Emilia Galotti, trat in "Yerma" und der Skandal-Inszenierung der "Bakchen" auf, spielte "Lughnasa Tanz" und neben Ulrich Wildgruber "Der Floh im Ohr". Natürlich war sie auch - für manchen jungen, nun den Kinderschuhen entwachsenen Hamburger unvergesslich - das niedliche, freche Pünktchen.

"Aber dass ich jetzt wieder hier spiele, kommt nicht deshalb, weil ich es beim Fernsehen nicht ausgehalten hätte. Ich hatte Glück mit Produktionen und schönen Rollen." Nach den "Drombuschs" drehte sie mit Karin Brandauer "Marleneken" und Heinrich Breloer "Das Todesspiel", ein Dokudrama über die "Landshut"-Entführung von Mogadischu. "Ich spielte die Stewardess Gabi Dillmann, die aus dem Cockpit an den Bundeskanzler appellierte." Sie bekam die sechsteilige ZDF-Serie "Um die 30" und war für die "Kids in Berlin" Hauptkommissarin. "Ich fühlte mich mit meiner ganzen Kreativität gefordert. Es ist nicht alles Kunst, was am Theater glänzt. Ich habe es nicht vermisst."

Auch weil die Schäfer sich Projekte vornimmt und ganz allein dafür verantwortlich ist. Sie hat Bettina von Arnim für sich entdeckt. "Ich bin von dieser Frau fasziniert. Kaum einer kennt sie doch. Meist wird sie nur im Dunstkreis von Goethe, den sie anhimmelte, erwähnt." Die Brentano-Tochter hat unter anderem "Goethes Briefwechsel mit einem Kinde" geschrieben. Schäfer traf eine Textauswahl und kam mit ihrer CD "Goethe, höre mich an!", erschienen im Münchner Janus Hörbuchverlag, gleich auf die Hörbuch-Bestenliste. "Ich sollte auch Lesungen machen, dachte mir aber: Diese Beschwörung der Liebe und der Kunst muss ich spielen." Nach der "Gäste"-Premiere wird sie Bettinas "Gespräch mit Goethes Geist" auf der Foyerbühne in Altona als szenischen Monolog präsentieren. In Bettinas Ringen um Anerkennung, ihrer Suche nach sich, erkennt die Frankfurterin Susanne Schäfer vielleicht auch ein Stück von sich und ihrem künstlerischen Streben wieder.

Auch wenn sie von sich mit einem Lächeln sagen kann: "Ich habe ein gutes Gefühl bei dem Weg, den ich gehe."

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